Blutsbande: Was bedeuten die Paragrafen 218 und 219a für uns? (Interview zum Thema Schwangerschaftsabbruch)

Die SPD wollte den frauenfeindlichen Paragrafen 219a, der das Werben für Schwangerschaftsabbrüche verbietet, eigentlich streichen. Im Sinne ihrer Koalitionspartnerinnen CDU und CSU ließen sie kürzlich ihren Antrag jedoch fallen.
Was der Paragraf in der Praxis für Frauen, ÄrztInnen und BeraterInnen bedeutet, könnt ihr in meinem Interview mit Anna (Name aus Datenschutzgründen geändert) erfahren. Anna arbeitet in der Frauenhilfe und berät dort unter anderem Frauen, die über einen Schwangerschaftsabbruch nachdenken.

Auf diesem Blog ist es Tradition, dass ich InterviewpartnerInnen zuerst nach einem Song frage, den ihr beim lesen anhören könnt, wenn ihr möchtet. Anna hat sich für den Song “Agoraphobia” von Incubus (YouTube-Link) entschieden, der 2005 auf dem Album “A Crow Left Of The Murder” erschien.

Hallo Anna. Danke, dass du dich zu einem Interview bereit erklärt hast. Du arbeitest in der Frauenhilfe und hast dadurch immer wieder mit Frauen zu tun, die ungewollt schwanger sind. Weshalb ist der Paragraf 219a so hinderlich für deine Arbeit und auch der von ÄrztInnen?

Anna: Für Schwangere, die über einen Abbruch nachdenken, ist die Möglichkeit sich umfassend zu informieren und schnell Hilfe zu bekommen essentiell wichtig. Sei es in Beratungsstellen oder in der Arztpraxis selber. §219a verbietet jedoch, dass Arztpraxen den Schwangeren die notwendigen Informationen anbieten, weil dies laut Gesetz als Werbung ausgelegt wird – eine Definition, die ich sehr schwierig finde. Ganz bestimmt gibt es so gut wie keine Schwangere, die sich alleine aufgrund eines freien Zugriffs auf Informationen über Schwangerschaftsabbrüche für einen solchen entscheiden würde – ihr Kind ohne diese „Werbung“ jedoch sehr gerne bekommen hätte. So wird es momentan leider von einigen Menschen dargestellt und das finde ich äußerst problematisch. Diese Einstellung spricht Frauen die Fähigkeit ab, diese Entscheidung für sich selber treffen zu können.

Würde der §219a abgeschafft, würde das bedeuten, dass sich Schwangere einfach und schnell darüber informieren könnten, wo in ihrer Region eine Praxis zu finden ist, die Abbrüche durchführt. Der schnelle Zugriff zu Informationen kann diesbezüglich entscheidend sein, da der Abbruch nur bis zur 12. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden darf – wenn man bedenkt, dass es gerade bei ungeplanten Schwangerschaften häufig ein wenig dauert, bis die Schwangerschaft bemerkt wird, da die Schwangerschaft eben nicht erwartet wurde, ist das gar nicht so viel Zeit. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass die Schwangere sich in vielen Fällen erst mal selber darüber klar werden muss, ob sie das Kind bekommen möchte oder nicht und auch dafür ein bisschen Zeit braucht, wird die ganze Sache noch knapper. Dann muss sie innerhalb der Frist noch zu einer Beratungsstelle, die auch einen Beratungsschein ausstellt (das machen ebenfalls nicht alle Schwangerschaftsberatungsstellen) und damit kann sie dann erst zu einer Praxis bzw. Klinik, die Schwangerschaftsabbrüche durchführt. Außerdem müssen zwischen der gesetzlich vorgeschriebenen Schwangerschaftskonfliktberatung und dem Abbruch mindestens 3 volle Kalendertage liegen.

All diese Auflagen und Pflichten und die Tatsache, dass es gerade in ländlichen Gegenden, ohne gute Infrastruktur durchaus bedeuten kann, dass eine Schwangere für den Abbruch 100km oder mehr fahren muss, um zu einer Praxis zu kommen, die Abbrüche durchführt, machen es den Schwangeren sehr schwer. Und dazu kommt dann noch, dass all das in einer Phase passiert, in der es Schwangeren durch hormonelle Veränderungen sowieso oft körperlich und psychisch schlecht geht, ihnen oft übel ist usw.

Ich bin mir sicher, dass schon etliche Versuche, einen Schwangerschaftsabbruch noch in der gesetzlichen Frist durchzuziehen an diesen ganzen Auflagen gescheitert sind – und ich persönlich denke, dass das durchaus gewollt ist und es eigentlich viel mehr darum geht, Frauen im selbstbestimmten Umgang mit ihrem Körper einzuschränken, als sicherzustellen, dass sie sich das auch wirklich gut überlegt hat.

Aus welchen Gründen denken Frauen über einen Schwangerschaftsabbruch nach?

Anna: Die Gründe dafür sind wohl so verschieden wie die Schwangeren selber. Das fängt da an, wo eine Schwangere vielleicht einfach keine Kinder haben möchte oder zumindest in ihrer derzeitigen Lebenssituation (noch) nicht. Aber auch berufliche oder finanzielle Gründe spielen oft eine Rolle, wenn die Schwangere z.B. gerade eine neue Stelle oder Ausbildung angefangen hat und noch in der Probezeit ist und den Job nicht verlieren möchte. Auch persönliche Probleme wie eine strenge, religiöse Familie oder ein (Ex)Partner, der sie nicht unterstützt und von dem Kind nichts wissen will, kommen vor. Auch gibt es Frauen, die sich aufgrund einer psychischen oder körperlichen Erkrankung nicht in der Lage sehen, eine Schwangerschaft und/oder das Aufziehen eines Kindes durchzustehen oder bei denen deswegen sogar eine Risikoschwangerschaft vorliegt. Und natürlich gibt es leider auch immer wieder Schwangerschaften aufgrund von sexualisierter Gewalt.

Was auch immer der Grund ist – ich persönlich bin der Meinung, dass das niemanden außer die Schwangere selber etwas angeht. Es ist richtig und wichtig, dass es Informations- und Beratungsangebote wie Schwangerschaftsberatungsstellen gibt, die Schwangere nutzen können, wenn sie es möchten. Aber das sollte eine Option und keine Pflicht sein und keinesfalls sollte dies irgendwie mit einem moralischen Zeigefinger verbunden sein. Niemand hat darüber zu urteilen, ob sich jemand für einen Schwangerschaftsabbruch entscheidet.

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Welche Anlaufstellen und Möglichkeiten haben Frauen, die ungewollt schwanger sind und sich über einen Schwangerschaftsabbruch informieren möchten?

Anna: Schwangerschaftsberatungsstellen gibt es in fast jeder Stadt und von vielen verschiedenen Trägern – diese sind oft kirchlich, aber es gibt auch konfessionslose wie ProFamilia. Dort können Schwangere sich kostenlos beraten lassen, die Beratungsstellen sind verpflichtet, alles vertraulich zu behandeln. Für viele Schwangere ist es zunächst vielleicht eine sehr große Hürde, mit einer Person über ihre Sorgen zu sprechen, die direkt vor ihr sitzt. In diesem Fall gibt es auch einige informative Webseiten wie beispielsweise Familienplanung.de, auf denen man sich erstmal ein wenig in das Thema einlesen kann.
Außerdem gibt es das Hilfetelefon „Schwangere in Not“, wo Schwangere ebenfalls eine erste, allgemeine Beratung bekommen können, auch per E-Mail oder Chat.

Ähnlich wie schon in Diskussionen über “die Pille danach”, fürchten GegnerInnen zum Beispiel, dass Schwangerschaftsabbrüche als Ersatz für Verhütung genutzt werden könnten. Mit welchen Aussagen von GegnerInnen siehst du dich konfrontiert? Was spricht gegen einen Schwangerschaftsabbruch?

Anna: Ich persönlich habe in meiner täglichen Arbeit zum Glück wenig direkten Kontakt mit GegnerInnen von Schwangerschaftsabbrüchen, ich kann mir aber gut vorstellen, wie belastend es sein muss, ständig von solchen Menschen belästigt zu werden, wenn man einfach nur seine Arbeit machen und den Schwangeren helfen möchte. Das Argument, dass Schwangerschaftsabbrüche als Ersatz für andere Verhütungsmittel genutzt werden könnte, finde ich unhaltbar. Das wurde auch bei der Pille danach schon gebracht, als diese noch nicht rezeptfrei erhältlich war. Ich finde, es suggeriert, Frauen seien entweder zu dumm oder zu faul um richtig zu verhüten oder als wären Schwangerschaftsabbrüche etwas, was man mal eben so nach der Arbeit schnell erledigt, weil man keine Lust auf Kondome hatte. Ich würde behaupten, den allermeisten fällt ein Schwangerschaftsabbruch nicht leicht. Viele tun sich mit dieser Entscheidung sehr schwer, was noch durch die Schuldgefühle, die ihnen die Gesellschaft vermittelt, verstärkt wird. Ein Schwangerschaftsabbruch ist zudem auch aus medizinischer Sicht sicherlich kein angenehmer Spaziergang. Zudem übernehmen die Krankenkassen die doch recht hohen Kosten dafür in vielen Fällen nicht oder man muss dies erst langwierig beantragen.

Ich finde all das zeigt doch mehr als eindeutig, dass sicherlich fast niemand aus Faulheit einen Schwangerschaftsabbruch in Kauf nehmen würde. Für manche Frauen sind Schwangerschaftsabbrüche an einem Punkt in ihrem Leben notwendig und dann ist es gut und wichtig, dass gute medizinische Versorgung und gute Information angeboten werden. Daher spricht aus meiner Sicht auch einfach kein vernünftiges Argument gegen Schwangerschaftsabbrüche. Trotzdem wird das sicherlich für keine Frau jemals ein schönes Erlebnis sein, auf dass sie es anlegt. Es geht nicht darum, Schwangerschaftsabbrüche als ein spaßiges Event zu verkaufen, sondern darum, die Schwangere gut zu versorgen und sie nicht durch schlimme Erfahrungen zu traumatisieren. Wie man diesen Unterschied nicht verstehen kann, werde ich nie begreifen.

Laut Paragraf 218 StGB ist das Abbrechen einer Schwangerschaft in Deutschland illegal. [sic!] Wie du vorhin schon erwähntest, gilt ein Tatbestand nicht, wenn die Empfängnis nicht mehr als zwölf Wochen her ist, die Betroffene mindestens drei Tage vor dem Abbruch bei einer Schwangerschaftskonfliktberatung war und eine dem entsprechende Bescheinigung vorliegt. Was bedeutet dieses absolut veraltete Gesetz für Frauen im Bezug auf ihre Selbstbestimmung?

Anna: All diese Vorschriften sind ein riesiger, demütigender Eingriff in die Selbstbestimmung der Frau und können im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Schwangere keinen Abbruch mehr durchführen lassen kann, weil die Fristen aufgrund von Unterversorgung durch das Gesundheitssystem nicht einzuhalten sind und die Schwangerschaft dann doch ausgetragen werden muss, obwohl das für die Frau vielleicht die Hölle bedeutet. Ganz schlimm finde ich auch, dass einige Frauen durch diese Gesetzeslage mehr oder weniger dazu gezwungen werden, das Kind zu bekommen, sich die Gesellschaft bzw. die Politik ab dem Zeitpunkt der Geburt dann aber nicht mehr für das Kind interessiert. Die finanziellen Sorgen, fehlende Kita Plätze usw. soll die vielleicht sogar alleinerziehende Mutter dann doch bitte selber regeln – hätte sie halt mal aufgepasst und wäre nicht schwanger geworden – so läuft es ja leider tatsächlich ab und diese geheuchelte Sorge um das Wohl des Kindes kann ich absolut nicht ernst nehmen.

Die Allgemeinmedizinerin Kristina Hänel veröffentlichte auf ihrer Praxis-Webseite, dass sie über Schwangerschaftsabbrüche informiere und musste deshalb eine Geldstrafe in Höhe von 6.000 Euro begleichen. Sie wurde von GegnerInnen dieser Eingriffe angezeigt. Leider ist Frau Hänel kein Einzelfall und auf Webseiten von GegnerInnen kursieren Listen mit ÄrztInnen, die offen Informationen zu Schwangerschaftsabbrüchen anbieten.
Wie können wir uns solidarisieren? Was sind deine Ideen, um etwas verändern zu können?

Anna: Ich sehe hier ganz klar die Regierung bzw. unsere PolitikerInnen in der Pflicht, endlich etwas zu ändern. Das momentan bestehende Gesetz ist veraltet und frauenfeindlich und muss abgeschafft werden. Deutschland sieht sich immer als fortschrittliche, moderne Nation, hinkt aber (nicht nur in diesem Bereich) in Wahrheit vielen anderen Ländern weit hinterher.
Ich finde es sehr gut, dass das Thema im Moment so stark in den sozialen Medien vertreten ist, es wird immer wieder darauf aufmerksam gemacht, informiert, demonstriert. Das kann jede/r von uns unterstützen, indem man sich an den Diskussionen beteiligt oder sie teilt. Wenn das Thema Schwangerschaftsabbrüche immer wieder öffentlich diskutiert wird, verliert es vielleicht irgendwann seinen Stempel als „Tabu-Thema“ und es findet ein allgemeines Umdenken statt, was langfristig auch zu einer Änderung der Gesetze führen könnte. Zumindest hoffe ich das sehr. Die ÄrztInnen wie Kristina Hänel haben meinen vollsten Respekt, für das, was sie tun.

“I read the news today
And everything they say
Just makes me want to stay inside and wait
But the better part of me knows
That waiting in the throws
Is on a par with reading while my eyes are closed”

Zitat aus dem Lied “Agoraphobia” von Incubus

 

Was sind eure Gedanken zum Thema?

Mehr Informationen und Beratungsangebote, findet ihr in der Linkliste:

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28 Kommentare

  1. Lana Fontana

    Abtreibung find ich schrecklich – insofern sie nicht aufgrund einer Vergewaltigung geschieht.

    Sex ist ja grundsätzlich ein Fortpflanzungsmittel & wenn man zum Spass Sex hat & mit den möglichen Konsquenzen nicht umgehen kann, sollte man sich vielleicht überlegen, ob man es nicht lieber lassen möchte oder dann beim Petting, Oralverkehr oder ähnlichem bleibt – macht ja auch mega Spass!

    Ausserdem frage ich mich gerade wie Vegan & Abtreibung zusammenpassen?

    Ich kann es einfach wirklich nicht nachvollziehen einer unschuldigen Seele sowas schreckliches, egoistisches anzutun. Selbst wenn die Gründe breit gefächert sind, keiner davon ausser dem obengenannten macht in meinen Augen Sinn.

    Bin übrigens konfessionslos & lebe nach der buddhistischen Philosophie.

    • Sehr engstirniges, hochnäsiges Denken, das du da an den Tag legst.

      Ist dir klar, dass keine Verhütungsmethode die 100%ige Sicherheit bietet?
      Ist dir klar, dass sich eine Situation unglaublich schnell verändern kann und du eventuell nicht in der Lage bist, die Zukunft so zu besiegeln?

      Ich finde es anmaßend, sich solche Urteile zu erlauben, nur weil man selbst vielleicht anders handeln würde.

      • Lana Fontana

        Wieso engstirnig & hochnäsig?

        Ist es denn nicht so dass Sex das Werkzeug zur Fortpflanzung ist?

        & du urteilst ja auch gerade über mich, wo ich doch nur meine Meinung gesagt habe..

      • Lana Fontana

        Mal vornweg – du urteilst ja auch gerade über MICH, wo ich doch nur MEINE MEINUNG gesagt habe…

        Wieso engstirnig & hochnäsig?

        Ist es denn nicht so dass Sex das Werkzeug zur Fortpflanzung ist?

        Das Herz eines Kindes fängt nach 21 Tagen an zu schlagen – auch vorher, sobald es zur Verschmelzung von Eizelle & Spermium gekommen ist, ist es ein Lebewesen, ein Mensch. Also ist es doch Mord – oder etwa nicht? Hat nicht JEDES Lebewesen das Recht auf Leben? Gibt es nicht tausende von Hilfestellungen für Frauen welche Hilfe brauchen? (Institutionen, Familie?) Haben nicht genügend Frauen den Wunsch ein Kind zu kriegen & es klappt nicht?

        In deinen Augen bin ich hochnäsig – in meinen Augen bin ich für das Recht auf Leben. Aber vielleicht musst du es mir erklären, damit ich es verstehe, wieso Mord besser ist als Nachdenken vor dem Akt? Nur weil Sex sich gut anfühlt & man nicht darauf verzichten möchte? Ernsthaft? Oder gibt es einen anderen Grund?

        Gerne lasse ich mich von dir aufklären um meiner Engstirnigkeit die Stirn zu bieten.

        • Lana Fontana

          Hab noch was vergessen – ich hab nie gesagt dass andere Frauen nicht abtreiben dürfen – muss jeder selber wissen & damit klarkommen. & was die Gesetze angeht kann ich eh nicht mitreden da ich Schweizerin bin.

          Alles was ich sagen möchte ist mehr Verantwortung übernehmen für das eigene Handeln & dazu gehört für mich auch, dass wenn man Sex hat, sich im Vorfeld überlegen soll, ob man mit einer möglichen Schwangerschaft klarkommen würde oder nicht. Denn der Mord eines Kindes ist doch um einiges schlimmer als auf Sex zu verzichten….

        • Petra

          Einen Schwangerschaftsabbruch als Mord zu bezeichnen entspricht noch nicht mal der aktuellen Gesetzeslage und im Zusammenhang auch absurd. Wenn ein Abbruch für dich nicht in Frage kommt, hat niemand etwas dagegen. Diese Entscheidung ist aber so höchstpersönlich, dass sie eben auch niemand anders treffen dürfen sollte. Eine Frau, die unbedingt abbrechen will, wird dieses auch tun – keine Frau hat es aber verdient, dafür mit ihrem Leben zu bezahlen. Das ein Schwangerschaftsabbruch keine Verhūtungsmethode ist, wurde im Interview dezidiert dargelegt. Enthaltsamkeit zu fordern ist weltfremd.

    • „Ich kann es einfach wirklich nicht nachvollziehen einer unschuldigen Seele sowas schreckliches, egoistisches anzutun. “

      Ganz einfach: manchmal wäre diese unschuldige Seele zu bekommen noch schrecklicher und egoistischer. Deshalb tut man ihr das an.

      • Lana Fontana

        Das mag wohl sein. Aber ich kanns echt nur wiederholen – ich bin für vorher überlegen.

        • Tay

          Alles klar, so nach dem Motto „Wenn du schwanger wirst, bist du selber schuld, Schlampe!“
          Ich frag mich, wie verblendet man nur sein kann. Es kann ja auch die Verhütung schief laufen? Kondome können reißen etc. aber nee, da ist die Frau dann schuld oder was?

          „Sex als Fortpflanzungsmittel“, klingt so als wärst du im Mittelalter stecken geblieben. Wir leben im 21. Jahrhundert! Sex sollte kein Tabuthema mehr sein und er macht Spaß, warum sollte man darauf verzichten? Weil man vielleicht schwanger werden könnte? Sorry, aber das ist so, als würde man sich weigern, über eine Straße zu gehen, nur weil man potentiell umgefahren werden könnte.

          Mach doch was du willst, aber andere zu verurteilen, weil sie Spaß haben wollen und sich gut fühlen wollen, ist einfach bescheuert.

    • Ich habe gerne Sex mit meinem Freund. Nur, weil ich aus diversen Gründen niemals Kinder haben möchte und lt. Medizin angeblich zu jung für eine Sterilisation bin, soll ich darauf verzichten (nein, deine genannten Alternativen machen mir auf Dauer keinen Spaß)?

      Du musst die Gründe ja nicht unbedingt nachvollziehen können, warum eine Frau sich dazu entschließt, aber bitte akzeptiere diese Situationen und verurteile diese Leute nicht als Egoisten.

      • Lana Fontana

        Ich verurteile doch niemanden – ich sage lediglich meine Meinung. Über Abtreibung. & darüber dass man es schafft, dies zu tun, was ich nicht verstehe.

        Sterilisation ist sicher kein schlechter Ansatz wenn man so denkt wie du – für mich wärs nix aber ich respektiere das voll & kann nichts dagegen einwenden.

        Sex ist mega, vorallem mit der richtigen Person.
        Aber wird man nicht schon seit eh & je schwanger? Ist es denn nicht DAS Fortpflanzungsmittel? Schon oder?

        Das ist alles was ich sagen will. Wenn man als Mensch der Natur reinpfuschen will ok aber da kann doch KEIN Lebewesen was dafür.

        Mir ist klar dass ich hier am falschen Ort gelandet bin, Abtreibungsbefürworter & Gegner werden sich bestimmt nicht einig. Aber ich hoffe wohl immer noch dass manche Menschen umdenken – auch wenn ich als mittelalterliche, engstirnige, hochnäsige, verurteilende Person gesehen werde – ich wünsch mir mehr Bewusstsein für die Menschheit & für den Umgang mit den essenziellen Gegebenheiten unserer Existenz.

  2. Ein sehr gutes Interview, das sehr deutlich zeigt, wie irrsinnig die gesetzliche Situation hier ist.
    Es muss sich etwas verändern!

  3. Kein einfaches Thema, auf jeden Fall! Ehrlich gesagt, finde ich es gut, dass vor einem Abbruch ein Beratungsgespräch stattfinden muss. Nicht, dass ich Frauen als nicht selbst urteilsfähig sehe. Aber in einer solchen Ausnahmesituation wie einer unerwarteten und ungewollten Schwangerschaft kann gerade bei jungen Menschen der Druck und die Erwartung von aussen – ob bewusst oder unterbewusst ausgeübt – extrem belastend, ja erdrückend sein und einem scheinbar keine andere Lösung als den Abbruch lassen. Eine Ausbildung schaffen, die Schule beenden, keine Schande über die Familie bringen, usw…. Da andere Möglichkeiten, Lebensentwürfe, Unterstützung und vielleicht Beispiele gezeigt zu bekommen, gibt meiner Meinung nach eine Perspektive, einen Lichtblick. So soll eine Entscheidung möglich werden, die man später nicht bereut, nur weil man gerade in diesem Moment keinen Ausweg sah und sich alleingelassen und hilflos fühlte. Das finde ich das Wichtigste.
    Auch soll informiert werden können, wie der Abbruch vor sich geht, wie man sich danach fühlt, dass es eben für viele danach nicht einfach vorbei, vergessen und erledigt ist, sondern ein Teil des Lebens, der eigenen Geschichte wird. Nicht ketzerisch, mit erhobenem Zeigfinger oder Albtraum-Androhungen, aber doch offen und ehrlich.
    Dass dabei aber Informationen vorenthalten werden und Ärzte nicht offen informieren dürfen, ist sehr verwerflich! Was soll das Ziel davon sein? Dass entsprechende Adressen irgendwo in Foren zusammengesucht werden? Man sich nicht für den besten Ort entscheiden kann, sondern denjenigen, den man halt kennt? Oder eben, dass noch mehr Druck entsteht?
    Liebe Grüsse, Miuh

  4. Petra

    Jede Frau darf ohne Genehmigung von wem auch immer ein Kind bekommen. Genauso selbstverständlich muss es sein, dass sie ein Kind nicht bekommen muss, wenn sie das nicht möchte. Es ist absurd, dass Frauen qua legi die Fähigkeit abgesprochen wird, eine solche Entscheidung eigenverantwortlich zu treffen. Und es sollte selbstverständlich sein, dass Frauenärzt*innen über Schwangerschaftsabbruch informieren, wer denn sonst?!
    Ein Abbruch ist ein ernstzunehmender Eingriff, die Idee, Frauen würden das als Verhütungsmethode mal eben zwischen Friseur und Maniküre erledigen ist schlichtweg absurd und spricht nicht gerade für die intellektuelle Fähigkeit der Person, die solches ausspricht.
    Ich gehöre übrigens zu der Generation, die als Kind noch mitbekommen hat, wie Frauen illegal unter unwürdigen Umständen abgebrochen haben und habe in den 80ern während des Studiums erlebt, dass Frauen lieber nach Holland gefahren sind, als sich in einer katholisch geprägten Gegend in einer Klinik wie der letzte Dreck behandeln zu lassen und kann es kaum fassen, dass wir heute – immerhin 30 Jahre später – einen solchen Flashback erleben.

    • Lana Fontana

      Hab nie was von Enthaltsamkeit gesagt.

      Ich bin liebend gerne weltfremd wenn dies bedeutet im Vorfeld das Köpfchen zu gebrauchen.

      Ausserdem bin ich sehr froh & dankbar dass meine Mutter mich trotz diverser Schwierigkeiten nicht abgetrieben hat & das wünsche ich allen andern ungeborenen Lebewesen auch <3

      • Petra

        Hmmm, spontaner Anfall von Vergesslichkeit? Genau das hast du bereits geschrieben.
        Du unterstellst Frauen, die sich für das Recht auf eigene Entscheidung, dass sie „ihr Köpfchen nicht im Vorfeld gebrauchen“. Das ist genauso vermessen, anmaßend und respektlos wie Frauen, die sich in einer Konfliktschwangerschaft gegen ein Kind entscheiden, des „Mordes“ zu bezichtigen. Das hat mit einer produktiven Diskussion unterschiedlicher Standpunkte nichts zu tun und zeugt mehr von missionarischem Eifer und Geifer einer Person, die glaubt, die allein selig machende Wahrheit für sich gepachtet zu haben.

        • Lana Fontana

          Yup das siehst du ganz genau richtig – ich hab meine Wahrheit gefunden & stehe dazu.

          Alles weitere bringts nicht denn ausser mich zu beleidigen kommt da nicht viel deinerseits.

          Cheers :-)

  5. Bendte

    Hallo, ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich denken soll. Als ich schwanger war, hatte mein Baby eine Fehlbildung, die schon recht früh entdeckt wurde. Ich bin SO unter Druck gesetzt worden von meiner Frauenärztin, das ich abtreiben soll! Ich bin gar nicht katholisch, aber ich bin dann immer zur Caritas gerannt weil ich jemanden brauchte, der mir beisteht. Und ich habe da andere Schwangere getroffen, denen es genauso ging. Die von ihren Ärztinnen so geplagt wurden. Heute denke ich: Mensch, die hätte ich ja anzeigen können! Aber ich hätte das wohl erstmal beweisen müssen. Das ist ja allgemein ein Thema, wo viel Druck gemacht wird. Ein behindertes Kind SOLL abgetrieben werden in unserer Gesellschaft. Ich weiß aus Erfahrung und aus Berichten von anderen, dass sich keine Frau ganz alleine für eine Abtreibung entscheidet. Da ist die Freundin die erzählt „Ich habe abgetrieben weil meinem Mann ein Kind nicht gepasst hat und er mich sonst verlassen hätte“. Da höre ich im Zug: „Meine Mutter sagt ich soll eine Fruchtwasseruntersuchung machen, denn mit einem behinderten Enkelkind geht sie nicht spazieren“. Und als ich mit meinem Baby dann im Krankenhaus war, und ab und zu mal hat sie ein gesundheitliches Problem, fragten mich andere Mütter: „Das wusstest Du doch vorher mit ihrer Fehlbildung, warum hast Du sie nicht abgetrieben?“ Das fragen die Dich VOR dem Kind!! Da ist eine breitere Diskussion nötig. Und kein Druck auf Schwangere. Der wird nämlich massiv gemacht. Es ist sehr viel einfacher, abzutreiben, als ein Kind zu bekommen.

    • Petra

      Leider wird immer wieder Druck auf schwangere Frauen im Konflikt ausgeübt, sei es seitens der Familie, des (Nicht-)Partners und manchmal leider auch seitens der Ärzteschaft. Zum Glück hast du eine Beratungsstelle gefunden, die dich bei deinem Weg zur Entscheidung unterstützt hat. Jede Frau hat es verdient, in ihrem Konflikt ernst genommen und unterstützt zu werden, ganz gleich, wie sich sich am Ende entscheidet. Gleichwohl darf ihr eben auch niemand das Recht absprechen, diese Entscheidung selbst zu treffen.

  6. Anner

    Zu diesem Thema gehen mir soviele Gedanken durch den Kopf, dass ich gar keine stringente Argumentation verfolgen könnte. Grundsätzlich würde ich dann gar nicht kommentieren, aber ich finde dieses Thema einfach zu wichtig, als dass es den öffentlichen Diskurs verlassen dürfte. Zum einen: Wie kann denn Information Werbung sein! Zum anderen: Sind die Beratungen denn immer contra Abbruch? Sonst wäre das ja nach der Argumentation auch Werbung. Zum dritten: Kann jemand sagen, in wievielen Fällen eines vorgehabten Abbruches, dieser nach Beratung nicht mehr durchgeführt wurde? Heißt, wie fest steht nicht vorher die vermeintliche Ausweglosigkeit (ich gehe davon aus, dass die Situation als ausweglos wahrgenommen wird)? Und viertens: Frau ist bei der Feststellung der SS jeweils in der 6./7. Woche. Dann nur noch 6 Wochen inkl. Entscheidungsfindung für den ganzen Bürokratiekram zugestanden zu bekommen ist angesichts der komplizierten Wege lächerlich! Ich habe 2 Kinder und bin trotzdem für die Möglichkeit des Abbruches. Aber am meisten für die umfassende Information ohne Betrachtung der Umstände.

    • Anner

      Der letzte Satz ist natürlich quatschig; natürlich müssen die Umstände mitbetrachtet werden. Ich meinte die vorbehaltlose und umfassende Information aller Frauen ohne ungeachtet deren persönlicher Beweggründe.

  7. Lana Fontana

    Da ich Tay nicht antworten kann:

    Ich verurteile doch niemanden? Ich sage einfach meine Meinung & niemand hier kommt damit klar sonder beleidigt oder beschimpft mich, genau wie du – was natürlich auch schon vieles über den Charakter eines Menschen sagt.

    Heute & im Mittelalter & in der Steinzeit & auch davor, seit es Menschen gibt wird man schwanger wenn man Sex hat. Wer das bestreitet oder mich deshalb als bescheuert oder mittelalterlich einstuft, ist mir suspekt, sorry.

    Sex war selten ein Tabuthema – hat wohl viel mit Religionen & deren Glaubenssätzen zu tun. Schon die alten Griechen hatten Prostituierte, welche als „Königinnen“ angesehen wurden. Von Tabu also keine Spur.

    Verhütung ist super & trotzdem finde ich dass man das Restrisiko berücksichtigen soll.

    Schlampe habe ich niemanden genannt. Mit keinem Wort.

    Bescheuert bin ich auch nicht – nur nicht der gleichen Meinung wie du.

    Unsere Meinung ist so weit auseinander, ganz klar – aber deshalb beleidigend werden find ich echt SEHR uncool.

    Hab Spass, hab Sex, treib ab wenns für dich passt. Geht für mich halt einfach net & ich werds wohl auch nie verstehn.

  8. Loreley

    Absolut wichtiges Thema. Ich selbst war vor zwei Monaten damit konfrontiert und habe einen solchen Eingriff durchführen lassen. Zum Glück habe ich ein paar Leute im Umfeld, mit denen ich darüber reden kann, denn es hat mich doch mehr belastet als ich es angenommen hätte. Für mich ist schon mein ganzes Leben klar, dass ich keine Kinder will. Das ist für mich die größte Horrorvorstellung. Wie es aber das Leben so will, passieren Unfälle, wie zum Beispiel unbemerkt defekte Kondome. Und man nimmt ja nicht zur Sicherheit nach jedem Mal eine Pille danach? Auf jeden Fall gab es dann die große böse Überraschung und es war sofort klar, was zu tun ist. Wären die Gesetze bei uns lockerer, wäre das alles schneller und einfacher abgelaufen. Dennoch hatte ich Glück und es hat alles geklappt. Und obwohl ich keine Kinder will, tut es mir um dieses schon leid, dass ich entschieden habe, dass es nicht leben darf. Aber es ist besser so, denn es hätte bei mir kein gutes Leben gehabt, weil ich es nie hätte lieben können. Klingt hart, aber ist meine absolut reflektierte Meinung.

  9. Haike

    Liebe Frauen,
    ein sehr persönliches Thema.
    Das sehe ich an den Rechtfertigungen und Angriffen.

    Was mir erst bei der Lektüre des Buches von Bernd Hercksen klar geworden ist; Frauen konnten bis zum Mittelalter die Lust am Sex und am eigenen Körper sehr genieße n. Sex kann, muss aber nicht zur Fortpflanzung dienen! Weil die Frauen wussten, wie mit Pflanzen verhütet und abgetrieben werden kann.
    Dieses wertvolle Wissen ist nach und nach den Frauen ausgetrieben wurden!!!
    Somit war jede Frau bis dato in der Lage selbst zu entscheiden, was ihr gut tut.
    Die Natur bietet alles was wir brauchen.

    Buchtip: https://www.literatur-insel.de/?page_id=655

  10. Luna

    Ich hab ProFamilia als konservativ kennengelernt und ich finde es seltsam, dass sie „Pro“ also „Für“Familie heißen.

    Gut finde ich, dass es Angebote gibt und ich finde sie auch notwendig!
    Hier sieht man wieder, wie frauenfeindlich Gesetze und diejenigen, die die Gesetze machen, sind!!!

    Finde es toll, dass so ein Beitrag auch auf einem Vegan-Blog erscheint, weil Tiere töten und Embryonen töten wurde in meiner ehemaligen Veganstammtischgruppe oft in einem Atemzug genannt und sicher bin ich mir nie, wie offen Veganer_innen eingestellt sind. Habe leider auch sehr viele extrem binär denkende Menschen dort kennengelernt, die zudem sehr biologisierend argumentiert haben, wenn es um sozio-kulturelle Angelegenheiten ging (und damit oft meilenweit daneben lagen).

    Ich zweifle nicht daran, dass man in gewisser Weise einen Menschen tötet – Embryonen sind für mich keine Menschen, erst später. Es kommt doch mehr auf das bewusste Handeln an, meine Entscheidung, mit der ICH dann leben muss.

    In dem Interview wurde schön aufgeschlüsselt, was das Problem an der Abtreibungsthematik ist.

    Ja: von vielen Ärzt_innen wird eine Abtreibung fast schon empfohlen. Find ich eklig, gehört sich nicht, vor allem nicht, wenn es sich dabei um ein „behindertes“ Kind handelt.
    Auch wenn die Schuld gerne den Feminist_innen zugeschrieben wird: Politik gegen Menschen mit Behinderungen machen konservative Politiker und schieben das den anderen zu!
    Zudem werden mehr nicht-„behinderte“ Embryonen abgetrieben, denn „behinderte“. (In Ö) Zum Glück.

  11. Luna

    Also „Zum Glück“ bezog sich darauf, dass Kinder mit Behinderung nahezu die gleichen Geburtschancen haben, wie nicht-behinderte.

  12. Pingback: Naturkosmetik Lesetipps | Beautyjagd

  13. Das ist ein sehr heikles Thema, da kann man wie man hier sieht sehr sehr viel drüber schreiben und sich austauschen. Bei manchen ist es ein Verbrechen und bei anderen wiederum nicht.

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