Fair fair fair sind alle meine Kleider?!

„Erbse, wo kaufst du eigentlich deine Klamotten und was ziehst du gerne an?“

Das ist eine Frage, die mir in regelmäßigen Abständen immer wieder gestellt wird. Ich versuche sie heute einfach mal allgemein zu beantworten. Eigentlich schere ich mich nicht sonderlich um Klamotten. Natürlich, ich achte schon darauf, dass mir meine Kleidung gefällt und meine Prioritäten habe ich auch… aber es ist nicht so, dass ihr hier nun irgendetwas innovatives oder neues erwarten dürft. Ich bin kein Fashion-Blogger. Dafür bin ich nicht ansatzweise geeignet. Das könnt ihr auch an den unbeholfenen Posen auf den Fotos sehen, die ich extra (um irgendwas zu zeigen) geschossen habe.

Aber zu erzählen habe ich letztlich doch eine ganze Menge.

Mein Kleidungsstil

…würde ich mittlerweile (*seufz* die Pubertät) als relativ gewöhnlich bezeichnen. Zuhause oft einfach eine legere Jogginghose mit irgendeinem Oberteil. Mein oberstes Gebot: Zuhause darf ich so unansehnlich wie für das Wohlsein nötig, rumlaufen. Besonders an einem Sonntag. Ganz besonders dann! Wenn mir andere menschliche Wesen, die nicht mit mir zusammenwohnen, begegnen, bin ich allerdings so aufgehübscht wie möglich. Vielleicht muss ich damit die gammeligen Tage kompensieren. Ich trage in den letzten 2 Jahren fast ausschließlich Strumpfhosen und Kleider bzw. Röcke in allen Variationen. Natürlich habe ich auch zwei, drei Jeans. Die würde ich theoretisch ebenso gerne anziehen. Der Grund für die Strumpfhosen sind zu einem Teil eher praktischer Natur. Denn ich habe in den letzten zwei Jahren ziemlich heftig zugenommen. Zwischendurch leichte Schwankungen. Strumpfhosen passen sich da einfach besser an. Im Moment nehme ich zwar endlich wieder ab, aber hey… Strumpfhosen sind bequem. Das war jetzt mal verdammt ehrlich. :)

Et voila. „Mäh, wie stell‘ ich mich bloß hin? Ach du scheiße, mäh mäh mäh. Einfach wie in den Achtzigern die Hand auf die Hüfte! Was mach‘ ich hier überhaupt?“

Meine Prioritäten

  1. Keine tierischen Produkte (d.h. keine Tierwolle, keine Seide, kein Pelz, keine Federn, kein Echtleder usw.)
  2. Keine Kinderarbeit
  3. Keine Hungerlöhne für die Arbeiter des Unternehmens
  4. Faire Behandlung der Arbeiter des Unternehmens
  5. Keine zu stark chemisch-belasteten Stoffe

Die Umsetzung meiner Prioritäten

Meine fünf Grundsätze. Die ich, mit Verlaub, bis auf den ersten Punkt oft nicht einhalte. Was das angeht, gehe ich sehr hart mit mir ins Gericht. Meine Prioritäten sind letztendlich bloß Wünsche. Best Case. Auf vegane Kleidung zu achten, fällt mir leicht. Doch alle anderen Punkte sind für mich als Verbraucher sehr schwer nachzuvollziehen, geschweige denn zu kontrollieren. Ich muss mich auf etwaige Siegel verlassen. Und vor Allem auf mein Bauchgefühl. Mit Herz und Verstand abwägen. Fair Trade. Das klingt so erstrebenswert, aber es ist für mich, in meiner Situation nicht umsetzbar. Ich habe nicht die finanziellen Mittel fair hergestellte und fair gehandelte Kleidung zu beziehen. Ich habe nicht mal die finanziellen Mittel für Kleidung generell. Deshalb überarbeite ich meine fünf Prioritäten mal in die Wirklichkeit um.

  1. Keine tierischen Produkte (d.h. keine Tierwolle, keine Seide, kein Pelz, keine Federn, kein Echtleder usw.)
  2. Discount-Klamottenläden meiden
  3. Klamotten nur kaufen, wenn alte Klamotten kaputt oder anderweitig nicht mehr tragbar sind / alle paar Monate
  4. Kleidung im Schlussverkauf (Sale) erwerben
  5. Second Hand!

Das sieht schon gleich ganz anders aus. Ich habe mich letztendlich dafür entschieden, einfach wenig zu konsumieren. Auch wenn diese Entscheidung nur zum Teil freiwillig ist.

Gründe für das Vermeiden tierischer Produkte in/als Textilien

Kinderarbeit und Niedriglöhne

Mehr als 90 Prozent der in Deutschland verkauften Textilien, werden im Ausland produziert. Oft in Ländern, wo die Arbeiter wenig Rechte haben und in Armut leben. – Die Webseite aktiv-gegen-kinderarbeit.de hat es sich zur Aufgabe gemacht, im Firmenwirrwarr ein wenig Transparenz zu schaffen. Hier findet sich eine Liste mit vielen bekannten Firmen (nicht nur Klamotten-Labels) und deren Stellung zu Kinderarbeit. C&A und H&M zum Beispiel sprechen sich deutlich gegen Kinderarbeit aus, lassen aber in ihren Produktionsstätten entweder keine oder unregelmäßige interne Kontrollen durchführen. Außerdem sind die Firmen von negativen Vorwürfen bezüglich Kinderarbeit belastet. Die Firma Takko (auch 1982) hingegen, hat einen festen Verhaltenskodex gegen Kinderarbeit und lässt auch unabhängige Kontrollen in allen Betrieben und sämtlichen Produktionsvorgängen regelmäßig durchführen. Außerdem sind sie nicht mit negativen Vorwürfen belastet und engagieren sich langfristig und aktiv gegen Kinderarbeit. Wie verlässlich diese Listen sind, kann ich natürlich nicht nachprüfen.

Weiterführende Informationen und auch Kampagnen gegen Kinderarbeit und Ausbeutung der Arbeiter im Textilbereich, finden sich auch auf dieser Webseite: Kampagne für saubere Kleidung

Wie gravierend die Situation mancher Unternehmen sind, wird am Beispiel „Kik“ deutlich. Ich lege euch diesen ARD-Bericht über den Textildiscounter Kik wirklich ans Herz

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Second Hand?!

Als ich noch mitten in der Pubertät steckte, fand ich es ziemlich eklig bereits von Anderen getragene Klamotten anzuziehen. Meine Familie war allerdings nie gut situiert, so dass ich hin und wieder nicht drum herum kam. Ich weiss noch ganz genau wie ich so manchen Pullover meiner Cousine auftrug und mich vor Anderen ziemlich dafür schämte. Ich hatte nie die neusten Markenklamotten an. Damals waren mal diese Jogginghosen von Adidas in. Diese mit der Knopfleiste an jedem Hosenbein. In den 90igern war das tatsächlich mal sehr modern. So wollte Klein-Erbse natürlich auch gerne. Genauso wie diese hohen Plateau-Buffalos, die Helly Hanson-Winterjacke, neonfarbene Oberteile und vieles grausiges mehr. Ich konnte mir letztlich bloß eine Nachmache der Adidas-Hose und einen ZickZack-Scheitel in den Haaren leisten. :) Im Nachhinein ist das vielleicht sogar ein Vorteil. Meine Jugendfotos fallen demnach nicht ganz so schrecklich peinlich aus. – Am Liebsten erinnere ich mich aber an meine Kindheit, wo mir meine Mutter sehr oft selbst Klamotten nähte. Das war nämlich ein Alter wo ich sehr stolz darauf war und noch Niemand so sehr Gewicht auf die Herkunft meiner Kleidung legte.

Mittlerweile bin ich erwachsen. Meine Mutter näht mir zwar keine Kleider mehr, aber dafür habe ich meine Vorliebe für Second Hand entdeckt. Ich habe gelernt, dass daran überhaupt nichts eklig ist. Und irgendwie finde ich es sogar sehr aufregend, in Second Hand-Stücken Geschichten zu entdecken oder mir welche auszudenken. „Wer mag das wohl getragen haben?“ „Ob diese Frau mal ein Date in diesem Kleid hatte?!“ Klamotten transportieren Emotionen.

In den meisten Städten gibt es mittlerweile Second Hand-Läden. Zugegeben, nicht in jedem finden sich Klamotten für Jedermann. Aber ich hatte schon hier und da echt Glück ein für mein Alter und Geschmack entsprechendes Stück zu finden. Nichts ist mir lieber, als durch einen mit KrimsKrams vollgestopften Trödelladen zu schlendern und wie wild in Haufen rumzubuddeln. Um letztendlich DAS TEIL schlechthin zu finden und dafür auch nur kleines Geld zu bezahlen.

Auch online gibt es derweil zig Möglichkeiten Second Hand-Klamotten zu erwerben und sogar zu tauschen. Kleiderkreisel zum Beispiel ist momentan sehr beliebt. Ich selbst bin dort auch unterwegs, wobei bis jetzt noch passiv und bloß am stöbern.

Jetzt gebe ich die Frage einfach mal an euch zurück. :)

Liebe/r Leser/in, wo kaufst du eigentlich deine Klamotten und was ziehst du gerne an?

Waschbär Ben

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63 Kommentare

  1. Clairedelune

    Hey Erbse (=

    wir haben einen ganz ähnlichen Kleidungsstil, wie mir auffällt (= und ich trage aus den selben Gründen wie du mehr Röcke und Kleider ;) ich lieeebe deinen Blog, auf den ich zufällig gestoßen bin, denn seit der Geburt meiner Tochter achte ich vermehrt darauf, was ich verwende, wo ich einkaufe usw… und dein Blog war mir eine echte Hilfe. Und gerade bei Kleidung ist es echt verdammt schwer, seine Prioritäten nicht zu verraten… wenn ich an meine „früheres“ ich denke.. schäme ich mich fast… da war mir egal, woher etwas kam solange es gut ausgesehen hat… aber heute… habe ich eine andere Wahrnehmung, was das angeht und ich will meiner Tochter vernünftige Werte mit auf den Weg geben und ihr klar machen, dass wir nicht in einer Wegwerfgesellschaft leben dürfen… lange Rede, kurzer Sinn: Danke für diesen wunderbaren Blog und dafür, dass es so Menschen wie dich gibt. :)

    Clairedelune (=

    PS: Mit SoPho kenne ich mich auch bestens aus.. danke auch für die Thematisierung (=

    Pps: Du bist wirklich sehr sehr hübsch und deine Figur ist toll! Uns wird nur ein falsches Ideal eingetrichtert….

  2. Sonnenkuchen

    Haha, die Adidas-Knopfhose.. wie ich meine Eltern in der Grundschule gehasst habe, dass sie mir nie diese Hose kaufen wollten!! Aber auch ohne diese überteuerte, hässliche Hose ist etwas aus mir geworden :)

    Wollte dir auch Kleiderkreisel vorschlagen, aber wie ich las, hast du es ja schon selber für dich entdeckt!

    ps: bin zum ersten Mal auf deiner Seite. Als überzeugte Veganerin werd ich wohl öfters hier reingucken und mir Tipps holen :)

  3. Hallo Erbse,
    schöner Blog, ich stöbere nun schon eine Weile hier herum!
    Ich wollte dich mal was fragen. Du hast ja jetzt schon mehrmals geschrieben dass du so zugenommen hättest. Liegt das an veganer Ernährung? Ich habe nämlich vor sehr kurzer Zeit auf vegane Ernährung umgestellt und finde, dass diese zwar fettarm aber dafür kohlehydratereich ist. Jetzt überlege ich mir die Konsequenzen… nur von Gemüse werde ich leider nicht satt, aber ständig „Sättigungsbeilagen“ machen womöglich dick… Viele Grüße, Lala

    • Hallo La La,
      danke sehr! :)
      Ich habe die Kilos vor meiner Umstellung auf vegane Ernährung zugenommen.
      Mein großes Laster sind die üblichen Verdächtigen: Süßigkeiten. Und dazu zu wenig Bewegung.

      LG

  4. Samtente

    Hallo Erbse,

    ich finde, Du siehst toll aus und auf keinen Fall zu dick. Außerdem siehst Du mit den dunklen Haaren und der unglaublich hellen Haut ganz besonders aus. Wirklich schön.
    Ich trage auch nur Kleider (und ab und zu Röcke) und auch aus dem gleichen Grund wie du. Kleider verzeihen einfach mehr. :) Außerdem liebe ich sie und bin gerne ein Mädchen.
    Ich schaue immer vegetarisch oder vegan lebe. Allerdings achte ich auf TV-freie Produkte und denke immer mal wieder eine andere oder neue Ansicht zu den Themen, die Du auf dem Blog behandelst, machen mich auch nicht dümmer.
    Lieben Gruß

    • Hallo Samtente,

      danke für deine Worte. :)
      Ich fühle mich mittlerweile in normalen Jeans sogar recht unwohl, einfach weil sie echt gut sitzen muss, damit sie nirgends kneift oder seltsam ausschaut. Bei Kleidern ist das tatsächlich viel leichter. Ich bin in dieser Hinsicht auch wahnsinnig gerne Mädchen.

      Liebe Grüße

      • Samtente

        Hallo Erbse,
        das kenne ich auch. Ich besitze eine Jeans, die ich aber nie trage. :)
        Gerade ist mir aufgefallen, dass bei meinem Kommentar, die Hälfte eines Satzes flöten gegangen ist.
        Ich schrieb eigentlich, dass ich immer gerne bei dir vorbeischaue, obwohl ich weder vegetarisch oder vegan lebe. Dann macht der Satz nämlich auch Sinn. ;)

  5. Pingback: Second Hand Fashion « Blanc et Noir – Vegan Beauty Blog

  6. Pingback: Wenn der Kleiderschrank platzt… « acidpollie

  7. Sisyphee

    Seit ich durch den Artikel auf Kleiderkreisel aufmerksam wurde, kaufe ich nur noch dort Klamotten.
    Ich habe die gleichen Prioritäten wie du, und da neue fair gehandelte Biokleidung RICHTIG teuer sein kann (tshirts gibts schon für 20 euro) und man ja auch so seine Ansprüche ans Design hat kaufe ich eben Second Hand.
    Mit der Zeit habe ich nur gemerkt, dass man aufpassen muss, dass der Schuss nicht nach hinten losgeht: Bei KK gibt’s einige Mädels die wohl wöchentlich zu H&M rennen, wenn man bei denen einkauft fördert man, was man eigentlich vermeiden wollte. Lässt sich aber vermeiden, indem man nicht bei denen kauft, die 253 Artikel (von H&M..) in ihrem Katalog haben :o)

    ..ach ja: und weil du Schuld an meiner Optik (Schminke- und Klamotten-Erleuchtung) bist, habe ich dich dort auch „befreundet“ ..also nicht wundern :D

  8. Pingback: Mode – Konsumverhalten ändern | Mode Blog - Lovingfair

  9. Daria

    Liebe Erbse,
    ich bin auf Dich durch Deine Haarblogs gestoßen, hab mich aber schnell in die Seite hier verliebt.

    Ich habe eine kleine Frage und hoffe Du kannst mir helfen;
    ich würde meinem Freund zu Weihnachten gerne ein Portemonnaie und einen Gürtel schenken, da seine jetzigen total abgetragen sind.
    Mich würde es interessieren wo Du/ihr solche Sachen kauft :)

    Was eine Unverschämtheit ist: ich habe „lederfrei Portemonnsie“ gegoogelt und hab 20 verschiedene Lederwaren Geschäfte empfohlen bekommen -.-

    mach weiter, bleib Dir treu und ich hoffe auf mehr „haarige“ Updates!
    Liebe Grüße, die Daria :)

  10. mimimimimi

    Kaufen tu ich in den ganz normalen, konventionellen Läden, von der Preisklasse ‚obere Unterpreise‘ (hä?:D) am liebsten mag ich Vero Moda, Only, Mango, Tamaris und sonstige derartige Marken, mir fallen grade keine Namen ein, weil ich oft kleine, eher unbekannte Marken in Kaufhäusern wie Karstadt oder Reischmann kaufe. (in der hippen und sehr angesagten Jugendabteilung, die IMMER im Keller liegt – warum?:D)
    Ich achte neben Preis, Qualität und Gefallen auf Kleidung, die ohne Tierische Bestandteile auskommt. Eine Ausnahme mache ich, um ehrlich zu sein, nur bei Schuhen (also Leder), weil ich es sehr schwer finde, qualitativ gute und erschwingliche Fake-Lederschuhe zu finden.

    In diesem Sinne, ahoi.

  11. Hallo Erbse,

    deine Fairen Outfits stehen dir super ich hoffe du bist mir nicht böse wenn ich mir einiges Abgucke :)
    Ich finde es toll das du auf die Misstände in den produzierenden Ländern aufmerksam machst. Viele habe keine Ahnung wie die Menschen dort ausgebeutet werden. Ich glaube mit ein bisschen mehr Aufklärung, würden viele Meschen den gleichen Weg gehen wie du und auf die Produkte der „Fast-Fashion“ verzichten.

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