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Naturkosmetik-Zertifizierer BDIH äußerst sich zur Tierversuchsproblematik in China

 

Na, da kommt doch so langsam ein Stein ins Rollen. Nachdem sich das deutsche Naturkosmetikunternehmen Logocos mit seinen Marken Logona, Sante und Heliotrop vom chinesischen Markt zurück zog und demnach Vorreiter diesbezüglich in Deutschland ist, äußerte sich nun auch der erste Naturkosmetik-Zertifizierer in einer offiziellen Pressemitteilung dazu.

Noch kürzlich las ich ein knappes Statement des BDIH (international unter IONC) im Artikel „Tierversuche für Lavera und Co.: Das Dilemma etablierter Marken in China“ der Veganen Bewegung und erhielt auch selbst keine deutliche oder positiven Rückmeldung des BDIH auf meine Nachfragen bezüglich des Themas. Nun hat sich das glücklicherweise geändert und ich kann daher diese Pressemitteilung mit euch teilen.

Gemeinsame Presserklärung von BDIH und IONC GmbH zu Tierversuchen für kosmetische Mittel in China

Mannheim, den 10.12.2013

BDIH und IONC haben die Hersteller von Produkten, die das Kontrollzeichen des BDIH tragen, darüber informiert, dass durch Exporte in die Volksrepublik China die Konformität mit dem BDIH-Standard gefährdet wird.

Der BDIH-Standard für kontrollierte Naturkosmetik gehört zu den weltweit führenden Standards für Natur- und Biokosmetik. Über 7.000 Erzeugnisse wurden bislang mit dem Prüfzeichen des BDIH ausgezeichnet. Die Einhaltung der Standardkriterien wird von der IONC GmbH ständig kontrolliert.

Der BDIH-Standard verbietet es den Herstellern kontrollierter Naturkosmetik, für diese Produkte Tierversuche durchzuführen oder in Auftrag zu geben. Dieses Verbot gilt ohne Einschränkung weltweit. Der BDIH-Standard hebt sich hierdurch mit besonderer Strenge gegenüber Zertifizierungen von Natur- und Biokosmetik ab, die lediglich auf die Tierversuchsverbote des EU-Kosmetikrechts verweisen oder überhaupt keine Regelungen zu Tierversuchen enthalten.

Mit ihrer Information an die Hersteller weisen BDIH und IONC auf das Ergebnis umfangreicher Recherchen hin, wonach trotz laufender Bestrebungen zur Berücksichtigung alternativer Testmethoden in der Volksrepublik China in der Regel bei der staatlichen Registrierung von kosmetischen Mitteln Tierversuche im Rahmen der Sicherheitsprüfung durchgeführt werden. Zugleich stellen BDIH und IONC klar, dass das Tierversuchsverbot des BDIH-Standards auch dann verletzt wird, wenn der Hersteller bei den chinesischen Behörden einen Registrierungs- antrag veranlasst, da dies einem „in Auftrag geben“ des Tierversuches gleichzustellen ist. Etwas anderes gilt nur, wenn es sich um Erzeugnisse handelt, für die auch nach den chinesischen Vorschriften ein Tierversuch nicht vorgeschrieben ist bzw. der Hersteller nachprüfbar belegt, dass für seine konkreten Produkte keine Tierversuche durchgeführt wurden.

Die Hinweise von BDIH und IONC zu den Konsequenzen des Exports kosmetischer Mittel in die VR China sind allgemein einsehbar unter: http://www.ionc.info/index.php?id=5&L=0

BDIH und IONC sind sich darüber im Klaren, dass sich im Einzelfall erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen für betroffene Unternehmen ergeben können, wenn diese das BDIH- Kontrollzeichen weiterhin nutzen wollen. Allerdings dokumentiert der BDIH-Standard ein eindeutiges Bekenntnis zur Vermeidung von Tierversuchen, so dass die unzureichende Beachtung der in China stattfindenden Tierversuche weder dem Tierschutz dienen, noch den berechtigten Verbrauchererwartungen entsprechen würde.

BDIH und IONC GmbH sind der Überzeugung, dass die konsequente Umsetzung des im BDIH-Standard verankerten Tierversuchsverbotes das weltweite Ansehen des BDIH- Standards und damit auch der Hersteller, die von diesem Standard Gebrauch machen, weiter stärken wird.

Ich freue mich sehr über die deutliche Stellungnahme und bin sehr gespannt was für Reaktionen der bisher zertifizierten Marken folgen werden. Auch bin ich neugierig in welchem Zeitrahmen das Verlassen des chinesischen Markts erfolgen muss oder wie langwierig so ein „Auslistungsprozess“ ist. Laut dem IONC-Dokument auf deren Webseite, ist als Stichtag der 15.01.2014 angesetzt. Der Druck auf die chinesische Regierung und auf die Marken die dennoch dort verkaufen steigt.

Den oben verlinkten Artikel der Veganen Bewegung kann ich im Übrigen generell sehr empfehlen. Das schreibe ich jetzt nicht (nur), weil ich dort eine Erwähnung finde, sondern ganz klar aufgrund der wunderbaren Recherche, die die Verfasserin da betrieben hat. Genau so muss das sein.

Waschbär Ben

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9 Kommentare

  1. Mo

    das ist erfreulich, aber das erwarte ich auch von so einem siegel wie dem bdih. ich bin gespannt, wie es weiter geht und wie die betroffenen unternehmen reagieren werden.

    danke für die info :)

  2. Pingback: roots of compassion eG » » Stopp: Kein Verkauf von Lavera Zahnpasta mehr.

  3. Miss K.

    Guten Morgen alle Zusammen,

    ich freue mich, dass BDIH eine klare Stellung bezieht und ich hoffe, dass die zertifizierten Hersteller schnell reagieren und dem guten Beispiel von Logocos folgen werden!

    Nur so kann der Druck auf die Regierung Chinas, bzw. den dortigen Kosmetikmarkt erhöht werden.

    Ich mache mir nur Sorgen, was das für wirtschaftliche Probleme hervorrufen kann, auf die sich dann Hersteller berufen, um sich eben nicht aus dem Markt zurückzuziehen. Das würde bedeutet, dass diese ihre Zertifizierung verlieren und dann wird es im deutschen Markt richtig blöd (siehe die Auslistung nicht zertifzierter Naturkosmetik in Bioläden).

    Ich warte gespannt auf die weiteren Entwicklungen!

    Grüßle,
    Miss K.

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  5. Miss K.

    Und noch mal ich :) Hat jemand von euch auch die Pressemitteilung von Santaverde gelesen, bezüglich dem Thema Naturkosmetik in China und der Rückzug aus dem Markt?

    Sie finden es schade, dass in den Medien Nur die Naturkosmetik wahrgenommen werden, die sich jetzt dazu entscheiden, sich aus dem Markt zurückzuziehen, anstatt dass auch die Firmen erwähnt werden, die sich immer geweigert haben nah China zu liefern eben gerade wegen der Tierversuchsproblematik.

    Für mich ist da schon etwas wahres dran, aber trotzdem freue ich mich über jede Firma die diesen Schritt macht, denn das heizt auch immer wieder die Diskussion und das Medieninteresse neu an.

    was denkt ihr?

    Grüßle,
    Miss K.

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  7. Dr. CD

    Auch wenn das Thema schon 2 Jahre alt ist, kommt es in der Branche immer wieder auf. Da ich die Forschung und Entwicklung eines Unternehmens leite, dass Rohstoffe für die Naturkosmetik entwickelt, kenne ich mich auf dem Gebiet entsprechend gut aus.
    Sicherlich ist der neue vegan-Label Trend auf Kosmetik verständlich, gut ist auch, dass Kosmetik in Deutschland nicht am Tier getestet werden darf, dennoch darf man sich keine Illusion machen und muss das Gesamtbild sehen. Vielen ist nicht klar, dass die EU 2007 eine REACH-Verordnung ins Leben gerufen hat, nach der jeder Rohstoff auf Herz und Nieren geprüft werden muss und zwar …am Tier. Schätzungen gehen von bis zu 54 Millionen Tieren aus, die für die EU-Richtlinie REACH bisher benutzt wurden. Hinzu kommt noch, dass für jeden Rohstoff nach Chemikalienrecht ein Sicherheitsdatenblatt existieren muss. Für dieses sind dann auch wieder Tierversuche durchgeführt worden.
    So gesehen ist es streng genommen Täuschung, wenn mit einem Vegan-Siegel oder ohne Tierversuche-Siegel geworben wird. Die Rohstoffe mögen rein pflanzlich sein, dennoch sind sie, dank der EU, am Tier getestet. Dies betrifft natürlich auch die Lebensmittelindustrie.

    • Hallo Dr. CD,

      du hast natürlich absolut recht, dass aufgrund der REACH-Richtlinie haufenweise Tierversuche durchgeführt werden. Dies geschieht aber, soweit mir bekannt, pro Stoff einmal. Damit soll eine umfangreiche Datenbank erschaffen werden. Die Kosmetikunternehmen an sich veranlassen deshalb nicht automatisch Tierversuche für ihre Produkte und für die genutzten Stoffe.

      Viele liebe Grüße,
      Erbse

      • KalixVanera

        Hey Erbse,

        Auch etwas spät, aber nein, leider geschieht das nicht pro Stoff einmal. Das würde rein rechtlich zwar reichen, allerdings sind für das Erstellen dieses Sicherheitsdatenblattes immer die Firmen verantwortlich, die einen Stoff verwenden wollen. Es gibt leider(!) keine zentrale Sicherheitsdatenblattbibliothek, in der diese dann für die Allgemeinheit hinterlegt werden (was echt mal eine Überlegung wert wäre).
        Wenn ein Unternehmen also einen neuen Stoff verwenden will, will es normalerweise nicht, dass die Konkurrenz davon groß etwas mitbekommt, also werden idR auch nicht Tests von zwei Unternehmen gemeinsam in Auftrag gegeben oder die Sicherheitsdatenblätter anderen zur Verfügung gestellt.
        Da ist mir echt die Spucke weg geblieben, als uns das in der Rechtsvorlesung so gesagt wurde o.O

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